Herr Gott himmlischer Vater, wir danken Dir,
daß Du schon vor Grundlegung der
Welt den Ratschluß unserer Erlößung gefaßt; daß Du, als die Erstgeschaffenen
der Versuchung der Schlange erlegen waren, den Trost der Verheißung in der
Menschheit aufgerichtet und als nun die Zeit erfüllet war den gnadenreichen
Plan Deiner erfinderischen Liebe ins Werk gesetzt hast. Was Du den Vätern des
alten Bundes in Weissagungsworten und Vorbildern in Aussicht gestellt hast, das
hast Du treulich und herrlich über Bitten und Verstehen erfüllet; denn also
hast Du die Welt geliebt, daß Du Deinen eingeborenen Sohn gabst.
Und Dir, Sohn Gottes, Jesu
Christe, danken wir, daß Du von Ewigkeit her Dich in unaussprechlicher Liebe
entschlossen hast, für uns, die Kinder des Zorns, ins Mittel zu treten; daß Du,
als die Zeit erfüllet war, die Herrlichkeit, die Du bei dem Vater hattest, ehe
der Welt Grund gelegt war, verlassen hast, um Dich in unser Fleisch und Blut zu
versenken und Deine Gottesherrlichkeit
mit der Knechtsgestalt zu vertauschen, und daß Du unseres Gleichen geworden,
unsere Sünden gebüßt und unsre Schuld mit Deiner Unschuld gedeckt und uns Gott wieder angenehm gemacht hast in
Dir, dem ewig und unendlich Geliebten. Als die Erde gegründet wurde, da
jubelten zusamt die Morgensterne und jauchzten alle Kinder Gottes; als aber die Erde durch Deine
Menschwerdung der allerhöchsten Ehre gewürdigt und das ewige Liebesgeheimnis
offenbar ward, da staunten die Himmel und die Menge der himmlischen Heerscharen
feierte diesen Anbruch des Lichts in der Mitternacht und sang: Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden
und den Menschen ein Wohlgefallen.
Und Du Gott heiliger Geist, der Du einst die Wasser
des Schöpfungsanfangs überschwebtest, daß die Erde daraus emportauchte, Du
warst es auch, der die Gebenedeite unter den Weibern überschattete, damit der
Sündlose empfangen und geboren würde, der die sündige Erde erlösen sollte. Von
Dir in den Schoß der Jungfrau hineingewirkt, ward uns die unaussprechliche Gabe
des Christfestes zu teil, das Himmelskind, welches Himmel und Erde versöhnt hat,
Christus Jesus, welcher uns
gemacht ist von Gott zur Weisheit
und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung. Wir danken Dir, daß
Du durch die heilige Taufe uns in seine Gemeinschaft gepflanzt, und bitten Dich: mache auch, so oft wir sein Abendmahl
feiern, sein Fleisch und Blut zum Pfande unserer Entsündigung, zur Triebkraft
unserer Heiligung, zur Macht unserer Verklärung, auf daß wir, die wir jetzt an
der Krippe anbeten, einst um seinen Thron versammelt seien und ihn sehen von
Angesicht. Amen.
Franz Delitzsch, Das
Sakrament des wahren Leibes und Blutes Jesu
Christi: Beicht- und Kommunionbuch, siebte Auflage (Leipzig: Justus
Naumann, 1886), 214-216.